ADHS/ADS Erwachsene.
Erwachsene mit ADS (mit oder ohne Hyperaktivität) können ihre eigenen Probleme, die sie im Beruf, in der Beziehung und in der Familie haben, oft gar nicht selbst feststellen. Die Erkrankung selbst - mit Ursache einer Störung in der Selbstwahrnehmung - steht dem entgegen. Ich kann nicht etwas erkennen, was ich gar nicht wahrnehme. Die Art zu denken, steht der Analyse entgegen.
Die Problematik wird hauptsächlich im Kindesalter von den Eltern und Lehrern bemerkt. Die Kindheit ist die Zeit, in der die meisten Diagnosen gestellt werden. Wird die Erkrankung in diesem Zeitraum nicht erkannt, wird es schwierig für den Erwachsenen die Diagnose ADHS zu stellen.
Man nimmt an, dass in 30 - 60% der Fälle die Symptome im Kindesalter bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Für Deutschland heißt das, dass es ca. 750 tausend Erwachsene mit ADHS gibt. Frauen neigen wie Mädchen häufiger zu einem ADS ohne Hyperaktivität.
Folgen eines unbehandelten ADHS im Erwachsenenalter
Nicht behandelt, beeinträchtigt ADHS viele Lebensbereiche.
* Schwierigkeiten im Berufsleben mit häufigerem Wechsel der Arbeitsstelle, niedrigere Gehaltsstufe
* Höheres Risiko für Arbeitslosigkeit
* Höheres Risiko für Suchtverhalten (Spielsucht, Computer, Nikotin, Drogen, Alkohol ...)
* Schwierigkeiten im Alltag, viel Streit, höhere Anfälligkeit für kriminelle Handlungen
* Erwachsene mit ADHS haben häufiger Unfälle
* Häufigere Orts- und Partnerwechsel, unstabile Beziehungen
* Alleinsein im Alter mit Zeichen der Verwahrlosung
* Häufigeres Auftreten begleitender Erkrankungen wie Depressionen, Ängste, Zwänge und Kontaktstörungen
* Verstärkung der Symptome beim eigenen Kind in der Erziehung von Kindern mit ADHS
ADHS ist sicher auch Grundlage vieler positiven Eigenschaften: Kreativität, Entwicklungsdrang, Forschung und Selbständigkeit. Erwachsene in diesen Rollen brauchen dann aber einen festen Partner, der ihre Struktur stabilisiert und sie unterstützt. Fehlt dieser so kann es schnell zum Zusammenbruch kommen.
Wenn Sie als Eltern Verdacht auf ein ADS im Erwachsenenalter haben, sollten Sie nach entsprechenden Verhaltensweisen bei Ihrem eigenen Kind suchen. Oft werden die Symptome erst bei Ihnen erkannt, wenn bei Ihrem Kind die Diagnose ADS mit oder ohne Hyperaktivität gefunden wurde.
Zeichen und Symptome
Die Zeichen von ADHS zeigen sich deutlich in der Kindheit und sind im Erwachsenenaltern weniger einfach zu finden. Der Grund, dass die Zeichen nicht so offensichtlich sind, liegt in der altersbedingten Reifung. Wenn Sie ein Erwachsener mit ADHS sind, haben Sie mittlerweile gelernt, einen Teil Ihrer Verhaltensweisen zu kontrollieren. Sie haben mehr oder weniger einen Weg gefunden und sich vielleicht schon aus vielen Lebensbereichen zurückgezogen.
Fragen, die Sie sich stellen sollten:
* Wird Ihnen gesagt, Sie seinen die meiste Zeit unruhig?
* Sind Sie im Allgemeinen rastlos und nicht imstande, solange zu sitzen wie andere?
* Sind Sie impulsiv?
* Ist es für Sie schwierig, eine Weile zu überlegen bevor Sie etwas sagen oder tun?
* Kommen Sie manchmal in schwierige Situationen, weil Sie verärgert oder heftig reagiert haben?
* Sind Sie bekannt dafür, sehr temperamentvoll zu sein und haben starke Stimmungsschwankungen?
* Sagen Ihre Bekannten, sie wissen nicht, woran sie mit Ihnen sind?
* Fällt es Ihnen schwer, sich zu konzentrieren? Vor allem bei Aufgaben, die sie nicht gerne machen?
* Sie beginnen Projekte und brechen sie bald wieder ab?
* Sind Sie zu Hause oder bei der Arbeit chaotisch?
* Werden Sie in der Arbeit und zu Hause oft durcheinander gebracht?
* Waren Sie als Kind störrisch und reizbar?
Die Utah Kriterien Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit müssen im Erwachsenenalter zusammen mit zwei von sechs anderen Symptomen vorhanden sein:
* emotionale Überreaktivität, Wutausbrüche
* Stimmungsschwankungen
* Desorganisation, Unfähigkeit, Aufgaben durchzuführen
* Impulsivität
* verbundene Probleme, z.B. partnerschaftliche Instabilität, Probleme am Arbeitsplatz, Drogenmissbrauch, eine Familiengeschichte mit ADHS.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Schätzskalen (z.B. Conners - Skalen für Erwachsene) auch für Ihren Partner oder jemanden, der Sie sonst gut kennt.
Utah Kriterien:
* Aufmerksamkeitsstörung:
Kann Gesprächen nicht folgen, erhöhte Ablenkbarkeit, Schwierigkeiten sich auf Aufgaben und schriftliche Dinge zu konzentrieren, Vergesslichkeit, häufiges Verlieren oder Verlegen von Gebrauchsgegenständen
* Motorische Hyperaktivität:
Gefühl der inneren Unruhe, Unfähigkeit sich zu entspannen, „Nervosität; Unfähigkeit längere sitzende Tätigkeiten durchzuhalten (Schreibtischarbeit, Spielfilme ansehen, Zeitung lesen), stets „auf dem Sprung“ sein, Dysphorie bei Untätigkeit
* Affektlabilität
Häufiger Stimmungswechsel innerhalb von Stunden bis maximal einigen Tagen, meist reaktiv. Normale oder niedergeschlagene Stimmungslage, oft auch als Unzufriedenheit oder Langeweile bezeichnet, im Wechsel mit leichtgradiger Erregung oder Getriebenheit.
* Desorganisiertes Verhalten
Aktivitäten werden schlecht geplant und organisiert, Desorganisation bei der Arbeit, im Haushalt oder im schulischen Bereich, Aufgaben werden oft nicht zu Ende gebracht, die Patienten wechseln of planlos zur nächsten Aufgabe, halten nicht durch, unsystematische Problemlösestrategien, Schwierigkeiten in der zeitlichen Organisation, Zeitpläne oder Termine werden nicht eingehalten
* Affektkontrolle
Andauernde Reizbarkeit, auch aus nichtigem Anlass, verminderte Frustrationstoleranz,
* Wutausbrüche von meist kurzer Dauer
* Impulsivität
Dazwischenreden und Unterbrechen anderer, Ungeduld, impulsiv ablaufende Einkäufe, Unwohlsein bei Handlungsaufschub
* Emotionale Überreagibilität
Überschießende Reaktionen oder Ängstlichkeit in alltäglichen Stresssituationen, Patienten fühlen sich „gestresst“ oder bedrängt und belästigt
Hier ein Fragebogen bei ADHS-Erwachsene: http://www.opti-mind.de/uploads/tx_ttpro..._Erwachsene.pdf